Sie kannten Ihre Kinder nicht wirklich

Zwei Paare suchen nach einer Erklärung für eine Tragödie und finden nur sich als vier allein – darum geht es im Drama „Am schwarzen See“ von Dea Loher, das das „Ensemble déjà-vu“ aus Bonn am Freitag und Samstag im „Theater in der Kurve“ aufführte. Regisseur Achim Haag hat für die Inszenierung eine eigene Melodie gefunden, minimalistisch und in Sprache und Bewegung wie ein Reigen – oder eine Bachsche Fuge.


Von Andrea Dölle


Abgrundtief traurig muss das gewesen sein, was die beiden befreundeten Paare vor vier Jahren erlebt haben. Man erfährt es erst kurz vor der Pause: Der Sohn des einen Paares, Fritz, und die Tochter des anderen Paares, Nina, waren ein Liebespaar geworden und hatten Selbstmord begangen. Nun sehen die Eltern sich zum ersten Mal wieder in dem Haus am See, das Brauereibesitzer Eddie (Steffen Fischer) und seiner Frau Cleo (Sabine Quiske) gehört. Johnny, der Bankmanager (Andreas Göhrlich) und seine Frau Else (Iris Sonntag), von der man als erstes hört, dass sie einen Herzfehler hat, verspäten sich und werden von Eddie unruhig erwartet […] Je mehr die nach Spuren suchen, desto mehr ziehen sie die Decke weg von ihrem eigenen Innern und den ambivalenten Gefühlen, die sie verbinden oder eher trennen. […] in immer wieder wechselnden Konstellationen, mal über Kreuz, mal die Männer, mal die Frauen, und immer wieder beiseite zum Publikum. So entsteht eine Rhythmik der Bewegungen, eine Art Tanz. Auch die Sprache nimmt das auf, mit Satzbrüchen, endlosen Wiederholungen, wie in einer Litanei. Haarscharf kreiseln die vier aneinander vorbei, um sich ja nicht wirklich nahe zu kommen. […] Die seelische Vereinzelung der vier, die seelische Düsternis, spiegelt sich in der Musik, die zwischen den einzelnen Teilen des Stücks vom Band läuft: Achim Haag hat dazu Songs ausgewählt wie „Paint it black“ der „Rolling Stones“, „It’s a mad world in der Version von Gary Jules und „I want to break free“.


Aus: Rheinpfalz, Neustadt-Hambach, 24.09.2019